Über den Tisch gezogen – der Strudelteig.

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Über den Tisch gezogen wird hier der Strudelteig von Anna Novak aus Halbturn. Und zwar so kunstvoll, dass der Teig wie ein großes Tischtuch über den Küchentisch hängt. Die Zutaten kann man im Koch- und Backbuch Iwahaps nachlesen. Auf der DVD sieht man, wie es gemacht wird.

Iwahaps. Das heißt soviel wie ungefähr*. Die burgenländischen Köstlichkeiten entstehen nicht nach genauen Mengenangaben, sondern nach Überlieferung. Die Idee zum Sammeln der überlieferten Rezepte stammt von Elfriede Fischer, geplant mit dem Verein Umathum Pool, umgesetzt im Sommer und Herbst 2010. Film und Schnitt der DVD stammen von Judith Umathum (16). Die Musik kommt von Broadlahn, Accordion Tribe, Otto Lechner, Hubert von Goisern, Joszef Lendvay uvm. Toll ausgewählt von Judith Umathum unterstreicht die Musik das Tempo der Köchinnen. 14 Frauen, die aus allen Teilen des Burgenlands stammen, verraten uns ihre Rezepte. Und es sind wahrlich ausgefallene Gerichte dabei, wie ein gesottener Strudel, Schneeballen und Schorlkrapfen oder ein Grammelfleck. Sicher und selbstverständlich sitzt jeder Handgriff beim Kochen und Backen. Es ist eine Freude dabei zuzusehen.

In einem Interview beantwortete Judith Umathum meine Fragen:

Beim Projekt Iwahaps habe ich mitgemacht.. weil mich Elfriede Fischer im Sommer gefragt, ob ich ihr behilflich sein könnte. Elfriede hatte schon lange die Idee, alte typische Kochrezepte nicht nur aufzuschreiben, sondern auch zu filmen, da es einem so leichter fällt, die Rezepte nachzukochen und man Dinge wie z.B. die Konsistenz des Teiges etc. sehen kann. In meiner Schule BORG3 hatte ich bereits im Vorjahr an einem Filmprojekt gearbeitet. Bei unserem ersten Drehtag war die Köchin Gott sei Dank sehr unkompliziert und hat die Situation sehr gut gemeistert. So hatten wir einen guten Start.

Ein Highlight … Das absolute Highlight der Dreharbeiten war für mich das Ausziehen des Teiges über den ganzen Tisch, das war wirklich sehr beeindruckend. Auch das Herstellen der Schneeballen war faszinierend. Keines der Rezepte ist gleich, jede Köchin hat ihre eigene Art zu kochen. Wir hätten hundert verschiedene Rezepte allein von den Grammelpogatscherln filmen können.

Ein Hoppala während der Dreharbeiten… Oft haben Geräusche sehr gestört, wie man auch bei manchen Filmen sieht.

Mein Lieblingsrezept aus dem Buch ist… Der Bohnenstrudel von Margarethe Triebaumer ist mein Favorit. Sehr gut geschmeckt haben mir auch der Kürbisstrudel und die Salzstangerl, denn nicht alle Salzstangerl sind so gut, wie die von Anna Krecht.

Ich mag auch… die caboverdianische Küche, mit viel frischem Fisch.

Kochen gelernt… Meine Mutter ist eine ausgezeichnete Köchin und ich gebe ehrlich zu, dass ich lieber koste als selber zu kochen.

Das Burgenland… Neben den technischen Erfahrungen habe ich vor allem eine ganz neue Seite des Burgenlandes kennengelernt, die mir bisher nie so bewusst war. Mir ist die Wertschätzung der Lebensmittel aufgefallen und die kulturelle Vielfalt, die das Burgenland zu bieten hat.

Das Filmen.. hat mich schon länger interessiert. Ich wollte bei meiner Arbeit neue Erfahrungen sammeln und Neues lernen. Ich konnte viel herumexperimentieren, habe ein „besseres Auge“ für Feinheiten bekommen und vor allem einen Blick hinter die Kamera. Mir ist bewusst geworden, wie wichtig diese Arbeit für einen guten Film, sei es auch nur ein Kurzfilm, ist.

Der Zeitaufwand für das Filmen und Schneiden der 14 Kurzfilme… Zuerst mussten wir Köchinnen finden, die bereit waren für uns vor der Kamera zu stehen. Der Großteil der Dreharbeiten hat im August stattgefunden und an Wochenenden im September und Oktober. Wir haben meistens an den Vormittagen gedreht ab 9 oder halb 10 bis 11. Das war auch von den einzelnen Rezepten abhängig. Viele Köchinnen waren so nett und haben Schritte, die nicht so relevant für den Film waren schon vorbereitet. In meinen Herbstferien habe ich dann vier Tage intensiv die Filme geschnitten, verfeinert und die Musik hinzugefügt.

Unterstützung… Grundsätzlich habe ich die Arbeit alleine gemacht. Meine Mutter hat mir bei der Musikauswahl sehr geholfen. Bei einem Drehtermin war ich verhindert, da hat dann Julia Limbeck, die Enkelin einer Köchin, statt mir gedreht. Unterstützung haben wir auch von Walter Reiss vom ORF Landesstudio in Eisenstadt und von Viktoria Salcher von Prismafilm bekommen. Sie haben uns wertvolle Tipps gegeben, wie wir die Filme noch besser und professioneller machen können.

Beim Drehen + Schneiden gelernt habe ich… Beim Schneiden ist mir vor allem die große Bedeutung der Musik bewusst geworden. Es war sehr schwierig passende Musik zu finden und die Abgänge und Anfänge abzustimmen. Die Schwierigkeit war, die Musik dem Rhythmus der Bewegungen der Köchinnen anzupassen. Wir haben auch versucht, die Persönlichkeiten der Köchinnen mit der Musik zu verbinden. Es war interessant zu beobachten, wie unterschiedlich die Frauen sind. Jede von ihnen hat eine eigene Geschichte zu erzählen. Außerdem hat die Musik den Filmen sehr viel Schwung verliehen. Mir ist der Einfluss von Licht und Geräuschen bewusster geworden. Allgemein merkt man an den Filmen, die ich später gedreht oder geschnitten habe, schon eine starke Verbesserung.

Wo ich beruflich einmal hin möchte… Mein Berufswunsch ist noch offen, vielleicht in diese Richtung, da ich sicher noch einiges dazulernen kann und es mich auch interessieren würde. Ich bin mir aber noch nicht sicher.

Meine nächstes Reiseziel.. ist Istanbul.

Wenn ich an einem anderen Ort auf der Welt leben würde, wäre das… Es gibt so viele interessante Orte auf dieser Welt und ich hoffe, dass ich einige von ihnen kennenlernen werde….

Iwahaps – Burgenländisch Kochen & Backen mit DVD Herausgeber ist der Verein Umathum Pool. Er unterstützt Menschen und Projekte, die neue Wege im ländlichen Raum beschreiten.

Link http://www.umathum.at/

Link zum Gespräch mit Elfriede Steiner  http://boehmstefanie.viennablog.at/2011/03/01/iwahaps-von-grammelpogatscherln-und-balasn

Literatur
* Wienerisch zwa. Josef Köber, Seite 127, Wiener Verlag Himberg, 1995
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2 Kommentare

  1. Echt guat, und „echte Köchinnen“ !

    Meine Lieblinge sind die Grammelpogatscherl, die nirgends so gut schmecken wie im Burgenland. Habe das Kochbuch geschenkt bekommen. Da sieht man noch Köchinnen die wirklich kochen können, wo jeder Handgriff sitzt.

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